Schmalerei
Mein Schal hatte die Ansicht,
dass er nicht wärmen müsse
und fragte mich, ob ich mit ihm
nichts Bessres anzufangen wisse.
Da tunkte ich ihn in Kaffee
und malte mit ihm in den Schnee.
Vernis...? Ab!
Es brachte die Muse um, das Museum
Und auch die Galerie hilft der Galle nie
Denn in der Kunst geht der Champagner rum
Damit wir speichelnd vor den Werken knien
Doch ist die Vernissage fini
Kaum einer auf die Kunst noch grient
Denn alle Besoffenen hoffen denn
Schnellstmöglich, aber heil noch, ins Bett zu fliehn
So ziehn sie durch kleine Straßen und große Gassen
Und haben Zeit, ihren Kummer und ihr Leid zu fassen
Denn sie hassten doch schon zu Beginn des Abends
dieses Werk,
das sie sich für teures Geld haben verpacken lassen
Dabei wollten sie, die Hai-Soß-Ei-E.T.
Nur nicht zwischen all den wohlhabenden Geladenen
verblassen
Pilzener
Ich gehe in den Wald. Bald.
Nicht für Pelz. Nein. Für Pilz.
Den ich sodann mit Salz
in meiner Pfanne schmelz.
Dazu einen Wein? Nein.
Zum Pilz passt pesser Pils.
Und Durst stillt’s fein. Froh.
Sprung
Wie Blei so schwer und schwerer baumeln
seine Beine überm Abgrund leicht
und wenig sorgenvoll im Grunde.
Wohin des Wegs, fragt eine Stimme.
Hinab, hinab – es graut zur Stunde.
Ob und wann das Dunkel schwindet,
ist so ungewiss wie All und Ozean.
Es treiben die Zehen weiter ab,
ziehen alles hinterher.
Was mich fürchtet, sagte er,
seien lediglich die Dinge über, hinter.
Unten ist ganz einfach schon
zu denken wie ein Sommertag.
Wie ein Sommertag einst denkbar war.
Klar wie Morgenluft im Norden.
Der einzige Grund, dem man sich sicher sei,
sagt er, fragt er, stellt er fest:
Ein Ort, der in der Tiefe liegt,
Tröstend frei und ohne Sorge.
Blei ist alles, was er stemmt,
alles was nun an ihm hängt,
was er fürchtet, über, hinter.
Nur Unten ist ganz einfach schon
zu denken wie ein alter Tag,
der stets, wenn er vorüber war,
so gänzlich leicht sich fühlen ließ.
Dann ist unten nur noch Bett und Kissen,
alles Dunkel abgelöst;
Warm und Träume dann stattdessen,
wenn der Tag vorüberfließt
und der Sprung gesprungen ist.
Klima
Draußen auf den Bordsteinen liegen die Haufen
und eine Frau schwirrt zum Fenster, um den Kummer in den Wind zu hauchen,
schnaubend, fauchend, fragend, wohin noch reisen, wenn
die Erde aufhört sich zu drehen
Und sie hat kein Mikrophon, Megaphon,
um ihre Gedanken in den Wind zu wehen
Unter ihrem Fenster kann man die Hunde sehen
Es flanieren die Herrschaften, Socken mit Waffen,
zocken, locken, schieben die Welt aus der Umlaufbahn
und es nagt die Zeit am Zahn
Getarnt mit all den wunderbaren Fragen am Telefon:
Haben Sie heut’ schon… gelebt? Es ist noch nicht zu spät
für eine neue Zeit
Und ich geh ran dann und wann,
unsere Scherben zeugen Glücksmaschinen
und da ist das Geld nicht weit
in dieser neuen Zeit
fällt mir gleich in den Schoß das große Los
– Nur eine Frau versucht den Widerspruch
eines Nachts im Schlafabteil im teuren Zug
Sagt der Elite: Ich hatte eine Niete, wie die meisten hier
und die Schädel sind Glas, weil: die wollten das
Aber wir wollten nie
Aber haben nichts gesagt
Stattdessen immer neu gefragt, wo der Terminal für Süden ist
– Und auch ihr hört keiner zu
:
Lass uns schlafen, lass uns schlafen, sagen sie
und mach das Fenster zu
denn noch ist es kalt, lass uns schlafen
noch ist es kalt
Sie säufzt ein Lied
- Mein See, mein See
Wie weit Du liegst,
wie Tortenguss
-
Im Tagebuch vermehrt sie Salz
Sie bräuchte ihre Schwere
Taumelnd wach: ihr See, mein See
Man tut nicht gut, sie zu begehren
Das Lamm verlernt im See das Schwimmen
Kauernd vorm Zeiger
Entfernt sich besinnend
Sie
Säufzt ein Lied
Vermiss mein nicht
Vermissen vermessen
Vermiss mein nicht
Die Stürme bezeugen
Dein Angesicht
Wir umrunden umwunden
Die Stunden zu Runden
Und lagen dabei nur bei uns und der Nacht
Die Kissen verschlissen
Im Auge der tristen
Verblendeten Verendeten
Mir grüßt das Dunkle aus dem Licht
Und schwach vermess’ ich, was noch spricht
Dein Blick und Wort
An einem Ort
Im Hier und Mir
Und immerfort
Scheint das, was ich im
Herzen trage
Nur Du, nur Du – die achte Plage
Gestanden einmal zusammen am Tage
Im Mai, im Mai
Verstreue ihn
Es ist nicht mehr, was einmal schien.
Die Stürme bezeugen
Dein Angesicht
Vermessen vermissen
Vermisst mein nicht
Mädchen, Mädchen, Ball
Das Mädchen sucht den Ball, den Ball.
Wo sucht sie ihn? - Im Heu, im Heu,
in dem sie gestern beide saßen.
Ball und Mädchen, Mädchen, Ball.
Freilich war's ein andrer Tag,
nicht so grau und starr und laut.
Wie sie da so beide waren,
Sommersprossenpunkte sie,
Punkte auch der Ball, der blaue;
Augenpunkte in die Ferne,
wo das Meer, das Meer die beiden
baden und wohl lockerleicht
mit Salz sie könnte tragen, tragen,
ähnlich wie das Heu, nur besser;
nicht so stumpf und garstig so
wie's sich in die Ohren bohrt
und stachelt, stachelt in die Ruh.
Nein, das Meer wär weich und gut
auf der Haut wie Kribbelei
und der blaue Spieleball
liebt das Wasser nebenbei
ebenso wie es das Mädchen
liebt
und sehnt und liebt und liebt
Dieses Heu nun hier ist träge,
müde, trocknend, ohne Weich.
Mag es höchstens dann gefallen,
wenn das Meer ganz nah, ganz nah
oder aus ihm Dächer werden,
nah am Wasser, nah am Nass.
Ist das Heu denn auf dem Dach?
Ach, zum Kuckuck, denkt das Kind.
Wo der Spielgefährte blieb,
ist ganz klar, wie Wasser klar.
Spieleball ist auf dem Wege,
denkt sich's Mädchen leise, leise.
Dabei schnürt es insgeheim
Päckchen voll mit Heu, mit Heu.
Spricht dabei in Reisewind
wie die Mutter zu dem Kind:
Meer ist dann nur zu genießen,
wenn Du bei Dir hast die Dinge,
die Du sonst wie's Meer vermisstest,
wenn sie grad nicht um Dich sind.
Gras, grün
kommt diese
Geschichte vielleicht mit Sonnen strahlend
erhellt sie die Spur
grauer Gänse Schatten
die im Chor
flattern wie Lämmerbeine
vor der Schlachtbank
einen Blick zum Himmel werfend
Pfeile die von hier Verschwinden
zeigen wollen
weg
Gesehen
die letzte Hoffnung
die bei Freunden schon
heraus
gerissen aus dem Kopf
tropft auf grüne Kacheln
fast
wie Gras
grün
wie mancher Kreißsaal
wo das Gras geboren wird
oder Schlachtbank
oder Tod
wo die Konzent ration
lagert Stätten
die
uns Kinder essbar macht
und Knochen sprühen aus einer
Wand in eine
Freiheit
doch
vor dem Aus kehrt das Ein
Kinder fahren an den Hinterbeinen Kran
Herz
klopft kopfüber
sieht sein Blut Bruder werden
mit einer Pfütze Freunde
die auf dem Grasgrün rot
verschwimmen
Traum I
Ich höre dich
Ameisen laufen
Tief im Schlaf
Wache ich
Tränen sind staubig
Und doch nicht
Verführend grinst
Der Tag hinein
Ich stehe zwischen
Schatten und Licht